´Ich vermisse alle meine Gäste´ - fans1991 im Interview mit Ron "Big Ron" Büttner

5.5.2020

Seit 18 Jahren führt Ron Büttner, besser bekannt als Big Ron, mit seiner Frau Simone die Kultkneipe 4711 auf Mallorca. Mehrere tausend Gäste besuchen sie dort jedes Jahr. Durch die Corona-Krise ist aber auch die Party-Saison auf Mallorca unterbrochen – und somit der Besucherstrom abgerissen. Wir haben uns mit Ron zum Gespräch verabredet, um über die Lage in Spanien und seine persönliche Situation zu sprechen.

Ron, das wichtigste vorweg: Wie geht es dir gesundheitlich?

Gesundheitlich ist alles in Ordnung. Ich war und bin nicht infiziert. Ich wünschte mir allerdings, ich hätte es gehabt. Dann wäre das Thema für mich erst einmal erledigt und ich könnte mich voraussichtlich auch nicht bei den Gästen anstecken, wenn es denn wieder los geht.

Spanien gilt als eines der am schwersten von der Corona-Krise betroffenen Länder in Europa. Es gibt bzw. gab dort viel striktere Maßnahmen als z.B. in Deutschland für die Bevölkerung. Wie ist die Lage auf Mallorca und wie lebst Du u.a. mit der Ausgangssperre?

Man fühlt sich wie eingeschlossen. Von morgens bis abends. Es war ja nur der Gang zum Supermarkt und zur Bank für Bankgeschäfte möglich. Also haben alle Leute täglich Bankgeschäfte erledigt oder sind zum Supermarkt gelaufen, um überhaupt mal raus zu kommen.

Aber man muss auch sagen, in Frankreich war die Situation zugegebener Maßen noch schlimmer. Da durfte man gar nicht raus. So schlimm war es hier zum Glück nicht. Wenn man ein bisschen clever war, was wir ja sind, dann konnte man schon raus gehen. Zum Geldautomaten und Geld ziehen usw. Die Polizei hier hat allerdings sehr streng kontrolliert, aber wenn man dann angehalten wurde und man z.B. den Belegzettel der Bank vorweisen konnte, dann war es in Ordnung.

Wie gestaltet sich der Alltag, wenn man nicht raus darf?

Das ist sehr anstrengend und eintönig. Man schläft, isst irgendwas, guckt Netflix, geht vielleicht mal zum Supermarkt, schläft wieder und so weiter.

Sehr kurios ist, dass einige Leute die Fenster zugehangen haben, damit man Tag und Nacht nicht mehr richtig unterscheiden konnte. Wenn Du eh das Haus nicht verlassen darfst, dann ist es egal, wann man wach ist und wann man schläft. Es geht nur darum, Zeit totzuschlagen und zu schlafen.

Jetzt wurden die Beschränkungen etwas gelockert. Wie sieht es jetzt aus?

Seit Samstag haben wir morgens und abends ein Zeitfenster in dem wir, nach Altersgruppen getrennt, auch Sport machen dürfen. Simone und Ich dürfen z.B. immer nur zwischen 06:00 Uhr und 10:00 Uhr morgens oder zwischen 20:00 Uhr und 23:00 Uhr abends nach draußen. Und das auch eigentlich nur in einem Umkreis von 1.000 Metern rund um das Wohnhaus. In der Zeit können wir uns dann ein bisschen sportlich betätigen oder mal kurz am Strand entlang mit den Füßen wieder ins Wasser. Hier sind es ja jetzt schon wieder fast 30 Grad (Celsius). Wir sind hier zum Glück auf der Seite von Mallorca, an der wir den Sonnenuntergang sehen. Den können wir jetzt Abends wieder von draußen anschauen.

Eigentlich geht es auf Mallorca jetzt der Hochsaison entgegen. Bald stehen die Vatertagstouren an, die Saisonabschlüsse der Sportmannschaften… jetzt ist aber alles geschlossen. Wie gestaltet sich die Situation für Dich beruflich?

Man muss das so sehen: Wir haben den ganzen Winter zu, von Oktober aus gesehen sechs Monate. In der Zeit hat man keinerlei Einnahmen. Es gibt welche, die verbrauchen ihre Einnahmen aus dem Sommer immer komplett im Winter und andere, wie wir zum Beispiel, schaffen es, sich ein paar Reserven anzulegen. Und dann kommt der Hammer genau zu einer Situation, in der es eigentlich wieder los gehen soll.

Natürlich ist die Lage nicht einfach im Moment, aber ich bin weit davon entfernt mir Frust einzureden. Ich habe den Kopf immer oben. Wir haben ein paar Reserven, also kann ich die Miete noch zahlen. Es kommt uns aktuell zugute, dass Simone und Ich immer alles selbst und alleine machen. Wir haben keinen Angestellten, den wir jetzt vielleicht entlassen müssten oder um den wir uns Sorgen machen müssten. Auch die Aktion mit den T-Shirts hat mir geholfen. Was hierbei aber noch viel wichtiger ist, es gab unfassbar viel Zuspruch von den Leuten. Das ist fast noch viel wichtiger als das Geld. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen und man merkt „auch den anderen geht es schlecht“. Dann macht man sich gegenseitig Mut.

Ich denke, auch wenn wir Mitte Juni/Anfang Juli aufmachen könnten, dann wird das noch eine ganz schwere Zeit werden. Denn es reicht ja nicht aus, dass wir aufmachen dürfen, auch der Flugbetrieb muss wieder laufen. Und niemand kann aktuell schon irgendetwas genaues wissen oder sagen, wie es weitergeht. Und klar, wenn hier länger noch alles dicht ist und die Restaurants und Hotels nicht aufmachen dürfen, dann gehe auch ich pleite.

Viele FC-Fans sind bestimmt schon auf Deine T-Shirts aufmerksam geworden, auch wir haben die Aktion auf unseren Social-Media-Kanälen geteilt. Planst Du noch weitere Sachen in dieser Art im Moment oder etwas Besonderes für die Zeit nach der Krise?

Jetzt bei den T-Shirts haben wir das erste Mal überhaupt online verkauft. Normalerweise will ich, dass die Leute, die die T-Shirts tragen, auch hier gewesen sind. Jetzt haben wir ausnahmsweise mal online verkauft und die Leute konnten sich das T-Shirt auch noch personalisieren. Das sind also ganz spezielle Shirts, anstatt mit Jahreszahl mit einem C (steht für Corona), so dass man auch erkennt, dass es um die, ich sag mal Corona-Saison geht. Das Angebot wurde super angenommen, damit helfen die Leute uns und haben gleichzeitig ein kleines Andenken an die Saison, in der sie nicht hier sein durften.

Wenn wir wieder loslegen, dann können sich alle freuen, die hier sind. Da kennen mich die Leute wohl gut genug, dann machen wir hier ein riesen Ding. Etwas Spezielles sonst haben wir aber nicht geplant. Mein Leben lang werde ich an diese Situation und diese Saison zurück denken.

Wie kann man Dich am besten unterstützen?

Wir haben genug Unterstützung erhalten im Moment. Ich finde es ganz wichtig, dass man auch die anderen unterstützt. Wirte und Restaurants in Köln haben die Unterstützung auch bitter nötig. Mir braucht jetzt keiner mehr helfen, ich würde mich freuen, wenn die Leute, die mir geholfen haben, auch in der Lage sind anderen zu helfen. Wegen der großen Nachfrage werden wir vielleicht die T-Shirt-Aktion noch ein paar Tage verlängern, aber sonst benötige ich erst einmal keine Hilfe mehr.

Du bist eigentlich Berliner, wie bist Du da Fan vom 1. FC Köln geworden? 

Als ich 10 Jahre alt war ist Pierre Littbarski zum FC gewechselt, 1984 dann auch noch Thomas Hässler. In der Zeit sind viele Berliner FC-Fans geworden. Heinz Flohe, Jürgen Glowacz, Herbert Neumann und natürlich Toni Schumacher und Hans Schäfer waren damals aber schon meine absoluten Idole.

Wie sehr vermisst Du neben den anderen Gästen vor allem die FC-Fans aktuell bei dir?

Es ist so: März und April sind ja für mich persönlich die schönsten Monate. Da gibt es die ganzen wichtigen, abschließenden Fußballspiele in der Liga und die Endspiele der verschiedenen Pokalwettbewerbe. In dieser Zeit machen wir hier erst immer spät auf und dann gibt’s die Spiele und alles ist sehr familiär.

Dann geht es nochmal so richtig los im Mai. Da habe ich 90% Fußballer und Handballer aus Köln und der Umgebung als Gäste. Aus dem Bergischen, aus der Eifel, aus dem Rhein-Sieg-Kreis und alles. Also auch, wenn ich viele Freunde in anderen Gebieten als Köln habe und Gäste aus ganz Deutschland hier hinkommen, die Kölner und FC-Fans machen hier natürlich das meiste aus. Auch die T-Shirts jetzt sind größtenteils nach Köln und die Umgebung gegangen, aber natürlich auch deutschlandweit und sogar aus Frankreich und England gab es Bestellungen. Ich vermisse sie aber alle meine Gäste.

fans1991 dankt Ron für die offenen Worte und wünscht ihm mit Simone und uns allen ein gesundes Wiedersehen auf Mallorca.