31.1.2020
...dat bruch ene Kölsche, öm jlöcklich zo sin. Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche, dat fings do nur he, en Kölle am Rhing. Aber was genau finde ich überhaupt im Stadion zu Essen? Und wie lange muss ich darauf warten? Und wer ist verantwortlich? Unsere kölschlive-Redakteurin Heike Bellinghausen hat sich umgesehen. Einmal essen und trinken rund um’s Stadion inklusive Schlange stehen, bitte!
Jet zo müffele – neben den Getränken eine der wichtigsten Angelegenheiten beim Fußball. So freut sich der eine auf die Bratwurst und der andere ist auf der Suche nach etwas, was er vielleicht sonst nicht so häufig isst. Was also finde ich für welchen Geschmack im Stadion? Oh pardon – nicht im Stadion, sondern in „Roggendorf“, „Bei Hennes“, „DE RUDE PAPPNAS“ und wie die ganzen Büdchen (Kioske) heißen, in denen ich Speisen käuflich erwerben kann.
Werfen wir doch einfach einen Blick auf die Speisekarte und holen uns ein paar Antworten von dem Menschen, der für die Stadionverpflegung zuständig ist: Christoph Lux, Betriebsleiter Aramark Restaurations GmbH im Haus RheinEnergieSTADION.
Sind es typisch kölsche Gerichte? Oder doch die charakteristische Stadionwurst? Und warum kommt es oft zu diesen immensen Wartezeiten?
Kölsche Tradition im Stadion
So einzigartig die Kölner Büdchenkultur in Deutschland ist, so schön findet man davon seit Sommer 2016 eine Vielfalt im RheinEnergieSTADION neu vor. Mit 31 Kiosken wurden frisch gestaltete Treffstationen zur Verpflegung im äußeren Erscheinungsbild aufgehübscht. Ob Design- oder bis hin zum leicht rustikalen Eck-Kiosk - alles ist dabei: Graffiti, Namen und stilisierte Straßenschilder beziehen sich auf das jeweilige Veedel. Die darin angepriesenen Speisen und Getränke sowie Fanartikel werden ebenso mit viel Charme und Einsatz an den Spieltagen verkauft. Vermutet man hier allerdings typisch kölsche Speisen aus einem Brauhaus wie Metthappen oder Halve Hahn, so hat man weit gefehlt.
Der kölsche Fan mag nicht alles
Fußball ist die eine Leidenschaft – Essen und Trinken für so manch einen die andere. Man weiß ja, dass der Kölsche sich generell gern auf ein Verzällcher trifft. Aber der FC-Fan nimmt das Treffen noch genauer. Pünktlich vor den Heimspielen füllen sich rasch die Stände rund um das Stadion. Bei Kölsch und Bratwurst wird die Aufstellung oder die Taktik diskutiert. Hierbei sind neben den 100 %igen Trainergesprächen zu 80 % Bratwurst und Krakauer sowie Kölsch, Cola und Wasser die Hauptumsatzträger.
Aber wer weiß denn schon, dass es noch mehr zu entdecken gibt?! Ja, denkt der geneigte Leser: Pommes! Pizza! Currywurst! Brezeln! Süßwaren! Kennen wir. Was aber die wenigsten wissen, ist, dass es Fischbrötchen im Angebot gibt. Oder Döner. Oder Burger. Oder köstlichen Spießbraten an einigen von den inzwischen 20 mobilen Ständen. Vielleicht kann man beim nächsten Heimspielbesuch ohne Sektorentrennung einfach mal an den Kiosken vorbei schlendern, schnuppern und Neues entdecken. Der Gedanke an die kältere Jahreszeit mit einer wärmenden Erbsensuppe für Hände und Bauch entfacht bei mir jedenfalls kulinarische (und typisch kölsche!) Vorfreude auf die nächsten Heimspiele. Die Übersicht der Speisen ist im Plan festgehalten und auf der FC Webseite zu finden.
Der Zeit voraus: Das Grasfresser Büdchen oder anders gefragt „Määdschen - krijt deine Mann zehus och nur Jraas op de Desch?“
Die Veggi-Fans konnten sich freuen, dass unter anderem für zwei Saisons Falafelsandwich, heiße Suppe oder Smoothies angeboten wurden. Der Renner waren auch gebratene Nudeln. Die Neuheit – die vegane Flöns – war ebenso im Programm. Betonung liegt auf „war“, denn die Reaktionen der Fans fielen extrem unterschiedlich aus: Es wurde mehr über Veggi gesprochen, als verzehrt. Am Ende entschied der Wirtschaftlichkeitsfaktor und es kam zum Aus. Oder hat einfach die Fleischfraktion gesiegt?! Nein – es war der kölsche Fan: Frische Reibekuchen mit Apfelmus sind einfach der Sieger (und vegan!) – da interessiert das aktuelle 2019er vegane Peta Stadienranking mit Tabellenplatz 17 weniger.
Andere Länder – andere Leckereien
Überall auf der Welt wird Fußball gespielt – und gegessen und getrunken. Doch was ist in welchem Land besonders beliebt oder für den dort heimischen Fan gar selbstverständlich?
Besonders hübsch: Färöer Inseln. Hier verkaufen Jugendspieler noch selbst gebackene Kuchen der Spielermütter und frischen Kaffee, so dass der Erlös zurück an die Jugendarbeit der Vereine geht. Das kommt den hiesigen Spielermüttern in den Amateur- und Traditionsvereinen in der Jugendarbeit doch sicherlich bekannt vor?!
15 Minuten – Zeitdruck für Fans und Gastro
Die Halbzeit naht. Schnell noch etwas zu trinken oder zu essen holen. Schnell. Hmmm ....naja ...Nicht jedem mag vielleicht das Tempo der Service Mitarbeiter gefallen, doch auch hier muss man einmal sehen, dass innerhalb der 15-minütigen Auszeit der gleiche Andrang herrscht, der sich vor dem Spiel auf Außenglände, Umlauf und nachbarschaftliche Bewirtungsquellen verteilt.
Herr Lux sagt, dass die meisten Mitarbeiter schon lange und sehr souverän dabei sind. Entsprechend ist man sich des Zeitdrucks bewusst und steigert das Tempo bei gleichbleibender Freundlichkeit. Neue Mitarbeiter werden in den bestehenden Teams schnell integriert. Zudem sind routinierte Standleiter die gesamte Zeit vor Ort in den Kiosken. Das gewährleistet, dass Team und Abläufe Hand in Hand greifen, damit wir als Fans wieder schnell auf dem Grün live dabei sein können und nicht auf die Monitore gucken müssen. Natürlich kommt es mal vor, dass der eine oder andere Fan etwas ungehaltener reagiert – aber an der Stelle weiß das Personal mit Ruhe und kölschem Humor gelassen zu reagieren.
Soweit die Theorie – in der Praxis sieht dies vor allen Dingen in der Südkurve anders aus. Einige der Fans schicken „den Holer“ mit Großbestellungen vor – das dauert. Sowohl von der Tribüne bis zum Büdchen zu kommen braucht seine Zeit, als auch am Büdchen selbst: Die Schlange wächst an. Und derjenige, der in der Schlange steht und wartet, kann beobachten a.) dass die Handgriffe des Servicepersonals nicht immer richtig sitzen und b.) dass die meisten der sehr jungen Menschen, die dort arbeiten, gefühlt eher weniger als mehr „Bock haben“. So steht man und beobachtet und kommt ins Grübeln: Warum gibt es hier nicht so etwas wie die Schnellkasse im Supermarkt z. B. für ein bis maximal zwei Getränke und einen oder zwei Snacks? Oder Softgetränke zum selbst Zapfen? Oder eine Imbissstation wie bei den niederländischen Freunden, in denen man sich selbst bedienen kann?
Alles Ideen, die man zur Service Beschleunigung (neben der mittlerweile typischen Digitalisierung) überdenken könnte, wenn man weiß, dass ein Fußballspiel 90 Minuten dauert. Und eine Halbzeitpause exakt 15 Minuten.
Im Umkehrschluss bietet der Stadionbesucher und wertvolle Fan der Gastronomie in jedem Fall Zeitersparnis in der Sondierung des Angebots: Dieses ist gefühlt recht überschaubar. Es gibt Kaffee – aber keine Kaffeespezialitäten. Es gibt Bier – aber keine weinhaltigen Getränke. Keine Geflügelprodukte. Keine Nudelvariationen. Keine Sandwichs – und so auch keinen Halven Hahn.
Der Ausblick in die neue Servicewelt – nachhaltige Verbesserung des Fanerlebnisses
Guckt man einmal über den großen Teich zum Football, so gibt es dort eine neue Idee: Bei den San Francisco 49ers aus der National Football League (NFL) ist ab der kommenden Saison 2020 das Catering in der Dauerkarte enthalten. Als erstes Sportteam bieten die 49ers Lebensmittel und Getränke im „Member Inclusive Menu“ an. Das Menu enthält mehr als 15 der beliebtesten Lebensmittel und alkoholfreien Getränke, aus denen die Dauerkarten-Inhaber unbegrenzt wählen können. Seit ihrem Einzug in das Levi’s Stadium im Jahr 2014 haben die 49ers Technologien, Daten und Analysen eingesetzt, um das Fanerlebnis nachhaltig zu verbessern. Die 49ers gehören unter anderem zu den ersten Teams, die ausschließlich mobile Tickets und Echtzeit-Wiederholungen aus mehreren Blickwinkeln für Handys bereitstellen. (Stadionwelt, 24.10.2019)
Bleiben wir im heimischen RheinEnergieSTADION, so wissen wir, dass hier bereits die Testphase über eine spezielle Software für „Essen am Platz“ in Teilen der Osttribüne läuft. Bleibt abzuwarten, wie dieser Service angenommen wird.
Wer weiß, welche Ideen noch Einzug in unser Stadion halten?! Vielleicht kann die FC App irgendwann sogar schon als Self-Order-Terminal die Bestellung an-, die Zahlung entgegen-nehmen und die Speisen und Getränke müssen nur noch an der Ausgabe abgeholt werden?
Weitere wissenswerte Fakten zur Stadiongastronomie findet ihr auch noch in der angehängten Infobox.