5 Fragen an Michael Trippel

7.10.2018

Anders als andere Gruppen und Fanclubs spricht fans1991 keine Wahlempfehlungen für die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln aus. Im Mittelpunkt steht hierbei sicherlich die Wahl zum neuen Mitgliederrat.

FC-Mitglieder können sich ein Bild von allen 41 Mitgliederrats-Kandidaten machen. Daher empfehlen wir die (fast vollständigen) Kurzinterviews vom FC-Fanclub „FC-Fründe Mai '98“:

Ergänzend haben wir Michael Trippel als langjährigen Gestalter der Fanarbeit beim FC und amtierenden Mitgliederrat zu seiner Kandidatur und zur anstehenden Wahl befragt.

Den meisten FC-Mitgliedern bist Du sicherlich als Stadionsprecher bekannt. Was hast Du außerdem in Deiner bisherigen „FC-Fankarriere“ erlebt und erreicht?
Seit 35 Jahren bin ich für unseren FC tätig! 1984 war ich der erste Fanbeauftragte, den es in der Bundesliga gab. Wir waren Vorreiter. Es war die Zeit, als Hooligans gegen Hooligans und dann gegen unsere eigenen Fans geprügelt haben. Zu den Spielen kamen teilweise nur 7-8.000 Zuschauer. Familien mit Kindern haben sich nicht mehr ins Stadion getraut. Ich hatte Angst, dass der Fußball, den wir lieben, zerstört wird.

Die Arbeit wurde dann durch die Gründung des Fan-Projektes (heute: fans1991) gekrönt. Heute mit fast 14.000 Mitgliedern eine absolute Größe in der Fanszene. Manch Bundesligaverein wäre froh über so eine Mitgliederzahl.

Wunderbar waren natürlich die Erfolge in Meisterschaft und Pokal, die ich miterleben durfte. Und die Aufstiege ...

Mein größtes emotionales FC-Erlebnis war allerdings der „Rosenmontagszug“ an einem Donnerstagnachmittag mit ca. 20 000 Kölnern durch die Weltstadt London. Welch ein Gemeinschaftsgefühl, welch ein Stolz. The Guardian schrieb: „Köln hat uns den Fußball zurückgebracht.“

Du stellst Dich nach vielen Jahren der ehrenamtlichen Tätigkeit in den Gremien des FC wieder zur Wahl. Was möchtest Du im Mitgliederrat noch bewegen?
Der Mitgliederrat soll die Interessen der Mitglieder des 1.FC Köln vertreten. Es geht immer nur um den Verein und nicht um persönliche Eitelkeiten. Ich werde versuchen, dazu beizutragen, dass es wieder ein vernünftiges Miteinander mit dem Vorstand und der Geschäftsführung gibt. Kritik, wenn sie berechtigt ist. Unterstützung, wenn sie notwendig ist. Zudem werde ich weiterhin die bisher von mir und Stefan Köker bearbeitenden Themen: „Handball, Tischtennis, Frauen und Ehrenamtliche“ weiterführen. Hier haben wir in den letzten Jahren schon erfreuliche Fortschritte gemacht.

Wie bewertest Du die zurückliegende Amtszeit des Mitgliederrates und das Verhältnis zum amtierenden Vorstand?
Ich bitte um Verständnis, wenn ich mich zu den internen Dingen im Mitgliederrat nicht öffentlich äußere. Alle bestehenden Probleme sollten intern gelöst werden.

Offensichtlich hat sich eine Opposition gegen den Vorstand gebildet. Was für ein Klima erwartest Du auf der anstehenden Mitgliederversammlung?
Allen Mitgliedern sollte klar sein, dass es um unseren gemeinsamen FC geht. Es gibt keine schlechten oder guten FC-Fans. Es gibt nur FC-Fan: Ja oder Nein. Wir sollten bei unterschiedlichen Meinungen respektvoll miteinander umgehen.

Ein Antrag aus der Mitgliedschaft zielt offenbar auf Aufwandsentschädigungen, die engagierte, nicht hauptamtliche FC-Mitarbeiter erhalten: Gilt dies auch für den Stadionsprecher?
Diesen Antrag zu stellen ist legitim. Und sicherlich kann man darüber diskutieren.

Ich glaube, dass erst dann eine Befangenheit vorhanden ist, wenn ich existentiell abhängig bin. Ich bekomme eine geringe Aufwandsentschädigung für 40 Stunden im Monat, die ich für den FC tätig bin. Dass ich mich nicht verbiegen lasse, hat die Vergangenheit gezeigt. Es gab kaum einen Sportdirektor mit dem ich nicht „Theater“ hatte.

Weitere Hinweise zur Mitgliederratswahl:

FC-Mitglieder können für den neuen 15-köpfigen Mitgliederrat aus 41 Kandidatinnen und Kandidaten auswählen. Sie können einzeln mit „Ja“, „Nein“ oder „Enthaltung“ über die Kandidatinnen und Kandidaten abstimmen. Gewählt sind die 15 Kandidaten, welche die 15 höchsten Prozentzahlen von Ja-Stimmen, jedenfalls aber mehr Ja-Stimmen als Nein-Stimmen, erreichen. Sind weniger als 15 Kandidaten gemäß der Vorgabe gewählt, verringert sich die Anzahl der Mitglieder des Mitgliederrats entsprechend. So kommt es neben der Zustimmung durchaus auch auf die Ablehnung einzelner antretender FC-Mitglieder an.